Von den Wikingern wurde die wilde archaische Landschaft der Shetlands, die schon 5000 Jahre besiedelt ist, Hjaltland, „Klippenland“ genannt. Die Wikinger brachten nicht nur ihre rauen Sitten, sondern auch ihre zähen, kleinen Pferde und Schafe mit auf die Inseln. Man bemüht sich um eine eigene Identität und dazu gehört auch eine eigene Flagge.
Die rund einhundert Inselchen Shetland, von denen nur 16 bewohnt sind, liegen auf dem 60. Breitengrad, weit draußen im Nordatlantik. Hier stoßen drei Meere zusammen. Die See rau und gefährlich, das Klima ist regnerisch und windig, die Winter lang und düster. Wer hier lebt, darf nicht zimperlich sein: Windstärke 6 gilt als leichte Brise.
Und auch wenn die Shetlands zu Schottland gehören- hält man es hier mehr mit den Wikingern. Die Entfernung zum norwegischen Bergen ist kürzer als nach Edinburgh. Auch in der Sprache spürt man den nordischen Einfluss. Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts wurde
das Altnordisch, das „Norn“ gesprochen, nicht Englisch. So sagt man z.B. „midder“ statt „mother“, „faider“ statt „father“, nutzt das Verb „glaep“ nicht „gulp“ oder „swallwo“. Ganz wichtig ist das Adjektiv „peerie“ für „smal“ oder „little“. Ein Shetländer sagt also: I tak a peerie drap o milk in mi tae.
Die Einheimischen haben Humor und lachen viel. Sie finden es gar nicht skurril, ein Bushäuschen jedes Jahr unter einem neuen Motto zu dekorieren und mit Regalen, Sofas, Gardinen und vielen anderen Dingen auszustatten oder bei 5 Grad Außentemperatur und heftigen Wind im Nordatlantik oder der Nordsee baden zu gehen.
Der Archipel zwischen Schottland, Norwegen und den Färöern weit draußen im Nordatlantik ist zwar fast baumlos, bietet dafür aber spektakuläre Blicke auf Klippen, den Ozean und Meeresbuchten und eine einzigartige, artenreiche Vogelwelt.
Dorothea Brummerloh war für uns in Shetland unterwegs.
Schafe, Bären und Raketen (mp3)
Auf dem 60. Breitengrad, wo Atlantik und Nordsee aufeinanderstoßen, liegen die Shetlands. Von hier startete während des Zweiten Weltkriegs eine geheime Widerstandsoperation. Winzige Fischerboote brachten Spione und Waffen über die raue See in das von Nazis besetzte Norwegen. Auf ihrer Rückfahrt nahmen sie Flüchtlinge mit nach Großbritannien.
Als die Nazis auf die Seeverbindung aufmerksam wurden, machten sie gezielt Jagd auf die Fischerboote. Der "Shetland Bus" trug zu Hitlers Irrglauben bei, die Alliierten planten einen Angriff auf Norwegen. 44 Freiwillige bezahlten ihren Mut mit dem Leben. Von den 70 jungen Norwegern, die damals von ihnen gerettet wurden, blieben einige auf den Shetlands. Sie haben geheiratet. Ihre Nachkommen leben heute noch auf Shetland.